Der Fachkräftemangel lässt den Einsatz von Servicerobotern boomen. Allein im vergangenen Berichtsjahr stieg der weltweite Absatz um fast 50 Prozent. Rund 158.000 verkaufte Einheiten wurden von der IFR, der International Federation of Robotics mit Sitz in Frankfurt, registriert.
Sie heißen Greta, Paro oder Garmi – Serviceroboter, die bereits heute im Einsatz oder Testbetrieb sind und wertvolle Unterstützung in der Medizin und Pflege bieten. Genau dort, wo qualifiziertes Personal fehlt oder sich auf andere wichtige Pflegetätigkeiten konzentrieren möchte. „Greta“ hilft beispielweise schon heute in Schleswig-Holstein dabei, die Senioren mit Bewegungsspielen, Demenztraining und physiotherapeutischen Übungen fit zu halten.
Unter dem Dach des Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence wird aktuell ein humanoider Roboter namens Garmi entwickelt. Er führt unter anderem individuelle Trainingsprogramme zusammen mit Patienten durch, räumt den Geschirrspüler aus, serviert Essen und Getränke und lässt sich für den Bereich telemedizinischer Untersuchungen einsetzen.
Greta und ihre Kollegen könnten schon bald Zuwachs bekommen. Denn bis zum Jahr 2035 werden in Deutschland rund eine halbe Million Pflegekräfte fehlen, schätzt das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Serviceroboter in der Pflege sind eine innovative Antwort auf die wachsenden Herausforderungen im Gesundheitswesen. Sie können Fachkräfte zwar nicht ersetzen, aber sie übernehmen Aufgaben, um Pflegekräfte zu entlasten und die Lebensqualität der Pflegebedürftigen zu verbessern.
Auch Helmut Schmid, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Robotik Verbands (DRV), unterstreicht das vielseitige Potential von Robotik in der Medizin und Pflege:“ Pflegekräfte verbringen 40-50 Prozent ihrer Zeit mit administrativen Tätigkeiten und nicht am Menschen. Genau hier kann die Robotik ansetzen. Außerdem gibt es viele weitere Lösungsätze, wie etwa robotische Prothesen, Telepräsenzroboter, die medizinischem Fachpersonal bei der Überwachung helfen, Desinfektionsroboter, robotergestützte Therapiegeräte oder auch Pflegebetten mit Robotik, die das Pflegepersonal beim Umlagern oder beim Anheben von Patienten zu unterstützen.“
Seit kurzem im Einsatz ist auch der mit einer künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet Roboter "Navel". Das Klinikum in Frankfurt (Oder) setzt den „sozialen Roboter“ als erstes deutsches Krankenhaus ein. Navel beantwortet Fragen, hat einen großen Wissensschatz, muntert Patienten auf, erzählt Witze und hört geduldig zu.
Der von dem deutschen Unternehmen pi4_robotics entwickelte „Workerbot9 Care-home“ Pflegeassistenz-Roboter, begrüßt Patienten per Gesichtserkennung, erinnert an die Medikamenteneinnahme und übernimmt das Tragen von schweren Tabletts und Getränkeflaschen. Assistenzarbeiten, die notwendige Ressourcen schonen.
Grundsätzlich liegen die Herausforderungen für den Einsatz von Servicerobotern in der Akzeptanz durch Patienten und Pflegepersonal. Eine benutzerfreundliche Gestaltung und eine intuitive Bedienung sind dabei ebenso wichtig, wie ethische und datenschutzrechtliche Aspekte, insbesondere wenn Roboter personenbezogene Daten sammeln und verarbeiten.
Transportroboter übernehmen Logistikaufgaben
Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen benötigen zudem erhebliche Ressourcen für ihre intralogistischen Abläufe. Hier können Transportroboter viele Aufgaben übernehmen. So setzt der Hamburger Hersteller und Systemintegrator ek robotics mit den Transportrobotern der Serie MEDI MOVE Automatisierungsprojekte mit Fahrerlosen Transportsystemen weltweit in Krankenhäusern um. Rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr können so Klinikstationen, Pflegebereiche oder auch Sterilabteilungen mit Medikamenten, Mahlzeiten und Wäsche versorgt werden. Kapazitäten des Fachpersonals werden durch den automatischen Warentransport (AWT) für andere wichtige Bereiche des Klinikbetriebs frei. Die MEDI MOVE Transportroboter sind bereits in großen Klinken in Dänemark, Tschechien, Australien und Italien im Einsatz.
Deutschland im europäischen Markt führend
„Deutschland ist im europäischen Markt für Serviceroboter führend“, berichtet Malte Seifert, Director Metals & Autonomous Technologies der Messe Düsseldorf. Er ist verantwortlich für die XPONENTIAL Europe, die im kommenden Jahr in Düsseldorf erstmals an den Start geht. Weltweit zählt Deutschland mit 85 Unternehmen zum Spitzenfeld zusammen mit den USA (218 Unternehmen) und China (106 Unternehmen). Die Messe für Autonomie und Robotik setzt einen Schwerpunkt seiner Ausstellung auf zukunftsweisende Technologien.
Auf der XPONENTIAL Europe, deren offizieller Partner u.a. der Deutsche Robotik Verband ist, werden führende internationale Unternehmen im Bereich Robotik ausstellen. Besucher der Messe können sich vom 18. bis zum 20. Februar 2025 in Düsseldorf über neueste Innovationen, Komponenten und Sensoren im Bereich autonomer Systeme und Robotertechnologien informieren.
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Düsseldorf, 04.11.2024