Ein (teil-)autonom agierender Entschärfungsroboter mit Laufbeinen und multifunktionalem Arm schützt Menschenleben, indem er überall dort zum Einsatz kommt, wo es gefährlich wird. „Spot“ erkundet, analysiert, dokumentiert und entschärft und ist somit eine große Unterstützung in lebensgefährlichen Situationen.
Der an einen Hund erinnernde Laufroboter „Spot“ von Boston Dynamics ist eine leistungsfähige Sensorplattform, die wertvolle Einblicke in Routineabläufe, Standortzustände und potenziell gefährliche Situationen liefert. ELP - ein Systemanbieter mit Spezialisierung auf polizeiliche und militärische Entschärfungsdienste – ist exklusiver Technologiepartner des US-Robotikunternehmens Boston Dynamics im Bereich öffentliche Sicherheit in Europa. Mit der Entwicklung des Entschärfungs-Tools „Spot X-DIS“ – ein Disruptor zur Neutralisierung explosiver Objekte – hat ELP ein Zubehör geschaffen, das die Sicherheit in potenziell gefährlichen Situationen erhöht.
Alle Komponenten, vom Laserzielsystem bis zur Zündung, sind drahtlos angebunden und werden zentral gesteuert. Ein kontaktloses Entfernungsmesssystem, das dem Bediener auf einem Tablet präzise anzeigt, wie weit die Düse des Wasserstrahlgewehrs vom Objekt entfernt ist, ermöglicht präzises Arbeiten selbst in komplexen Umgebungen.
Erweiterte Möglichkeiten durch multifunktionalen Arm
Der integrierte Arm verfügt über sechs Freiheitsgrade, kann bis zu 11 Kilogramm heben und Objekte bis zu 25 Kilogramm schleifen. So lassen sich Untersuchungen oder Manipulationen sowohl auf Bodenhöhe als auch auf Kopfhöhe durchführen. Das erweitert die Möglichkeiten – von der Mülltonneninspektion bis zur Entfernung verdächtiger Objekte. „Zwar wird das aktive Wegtragen einer Bombe in der Praxis eher vermieden, doch technisch wäre es möglich“, erklärt Jürgen Hellwig-Meller, verantwortlich für Marketing und Kommunikation bei ELP.
Während herkömmliche Entschärfungsroboter meist auf Ketten basieren und eine vollständig manuelle Steuerung benötigen, bietet Spot ein intelligentes Zusammenspiel aus Autonomie, Sensorik und Nutzerfreundlichkeit. „Der Roboter erkennt Untergründe selbstständig, reagiert auf rutschige Flächen, bewegt sich sicher über Treppen, meistert enge Durchgänge und kann Türen eigenständig öffnen. Der Operator braucht ihm lediglich die Zielrichtung zu zeigen – die Navigation, Stabilisierung und Hindernisüberwindung übernimmt das System eigenständig“, so Alexander Maus, Leiter Produktmanagement. „Diese Autonomie reduziert nicht nur die kognitive Last des Nutzers, sondern beschleunigt zudem den gesamten Einsatz.“
Weiteres Einsatzgebiet: Erkundung
Neben dem klassischen Entschärfungseinsatz wird „Spot“ unter anderem zur Erkundung verwendet – etwa bei unklaren Gefahrenlagen, bei denen zuvor menschliche Einsatzkräfte großen Risiken ausgesetzt waren. Auch im industriellen Bereich wird der Roboter bereits eingesetzt. So übernimmt er in Anlagen mit schwer zugänglichen oder riskanten Bereichen regelmäßige Inspektionsrundgänge, erkennt Anomalien und meldet diese an Kontrollstationen. Die Einsatzgebiete reichen von Rohrleitungsinspektionen über Baustellendokumentation bis hin zu Überwachungsaufgaben auf Kraftwerksgeländen.
Erweiterungen und Zusatzprodukte
Um die Laufzeit für sehr lange Einsätze zu erweitern, arbeitet ELP bereits an einem Range Extender, der die Laufzeit mehr als verdoppeln und im Laufe des Jahres in Serienproduktion gehen soll. Ebenso denkt das Unternehmen über weitere Zusatzgeräte nach, wie zum Beispiel mobile Röntgengeräte, Gasanalyse-Systeme oder klassische Werkzeuge wie Drahtschneider und Glasbrecher. Zudem arbeitet das Unternehmen gemeinsam mit Partnern bereits an neuen Lösungen für Katastrophenszenarien. Auf der Robotik-Leistungsshow „Enrich“ Anfang Juli in Österreich will das Team mit dem „Spot“ teilnehmen und die Fähigkeiten des Laufroboters bei einem simulierten Atomkraftwerk-Unfall unter Beweis stellen.
Autorin: Sonja Buske